unsere Reiseroute
Unsere Rundreise begann in Kirgistans Hauptstadt Bischkek, die eigebettet zwischen zwei Gebirgsketten liegt. Am Morgen des zweiten Tages konnten wir die imposante Kulisse vom Hoteldach aus bewundern.
Bischkek, Sicht in die Berge
Die ersten Begegnungen mit den Kirgisen waren so herzlich und aufgeschlossen, dass es auch schon den sehr viel Gereisten positiv auffiel. Die Natur ist vielfältig und grandios. Nach einigen Tagen reisten wir ins Chon Kemin Tal. Dort bewirtete uns kirgisische Familie in ihrem Guesthouse Ashu auf ganz ausgezeichnete Weise. Sie zeigten uns, wie sie ihre traditionellen Filzarbeiten herstellen und wie sie ihr Brot backen.
Sie stellen zwei verschiedene Filzteppiche her: Syrdak und Ala Kyjys. Die bekanntere Variante, Syrdak, wird das Muster auf eine Filzmatte mit Kreide vorgezeichnet. Ein andersfarbigerWollfilz wird untergelegt und beide Lagen ausgeschnitten. Die von Hand zusammengesetzten Stücke werden auf einfarbigem Untergrund vernäht und so entstehen zwei Teppiche mit umgekehrter Farbanordnung. Ursprünglich waren diese aus ungefärbter Wolle, sind nun aber auch in gefärbtem Filz populär geworden.
Bei einem Ala Kyjys wird eingefärbte Wolle in eine lockere Filzgrundlage eingelegt. Mit einer Matte aus Federgras (wächst natürlich in der Umgebung) wird dann eingerollt und gewalkt, bis sich alles zu einem dicken Teppich verfilzt hat. Sie stellen auch aus den Filzresten in Patchwork Techniken verschiedene Gebrauchsgegenstände her. Was mir jedoch aufgefallen ist, dass für Hintergründe heute oft Stoffe oder "Samt" in Kunstfaser zusammen mit ihren Arbeiten und Stickereien verwendet werden. Für sie ist das natürlich ein Fortschritt, was ich hingegen schade finde.
Kalama, das vorbereitete Fladenbrot
Am Nachmittag zeigten sie uns draussen das Brotbacken im holzbefeuerten Ofen. Der dünne, ungesäuerte Brotfladen heisst Kalama und schmeckte uns anschliessend, noch warm gebrochen (nicht geschnitten) und verteilt, hervorragend.
Fettschwanzschafe
Beim Rundgang vor dem Nachtessen fand ich diese beiden Schafe, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Schafe, Ziegen, Pferde und Kühe gibt es überall viele. Hier werden die Fettschwanzschafe gehalten und das sind auch die Lieferanten für die Wolle, oder das Fleisch. Die rostrote Farbe des Jungtieres hat mich besonders angesprochen. Die beiden Fetthöcker am Hinterteil liefern ein begehrtes Fett in der kirgisischen Küche.
Beim weiteren Spaziergang durchs Dorf begegneten uns diese beiden Kinder - natürlich wieder mit einem freundlichen Lächeln und ganz unverdorben. Wahrscheinlich sahen die beiden noch nicht so viele "Bleichgesichter" (oder Touristen). Nebenan gackerten die Hühner, auch die leben in absoluter Freiheit und dürfen gackern und scharrern wo sie gerne wollen.
Chon Chemin Tal
Ausserhalb der paar kleinen Häuser die zum Dorf gehören, sah es so wie auf dem Bild oben aus. In weiter Ferne wieder ein kleines Dorf, mehr nicht. Eine herrliche und abgeschiedene Welt. Das hat mir sehr gefallen. Wo nichts angepflanzt wird, ziehen die Hirten mit ihren Tieren umher. Vermehrt wählen die Kirgisen nun wieder das Leben als Nomaden und wandern und stellen ihre Jurten auf. Sogar in den Städten werden Jurten aufgebaut, die dann zum Beispiel für Feste benutzt werden.
Jede Herde wird von einem Hirten begleitet und hier trafen wir auf eine Herde Rinder und Kühe.
Etwas weiter hinten im Tal wanderten wir ein kleines Stück zu Fuss und sahen einige Pferdeherden. Es ist so geregelt, dass die Hirten überall ihre Tiere weiden lassen dürfen, wenn sie einen kleinen Teil dem Staat bezahlen, und es gibt nicht einmal den Strassen entlang einen Zaun.
Später dann, nach einem kurzen Flug, kamen wir in Osch, der zweitgrössten Stadt Kirgistans, an. Dort bestiegen wir den heiligen Berg Suleiman, ein UNESCO Kulturerbe. Es gibt da auch Felsritzungen und am Berg finden heute noch immer Ausgrabungen statt.
Weiter ging es zur Grenze Usbekistans und die Überquerung war ein besonderes Erlebnis. Im Niemandsland zwischen den beiden Ländern mussten wir mit Gepäck etwa 200 m zu Fuss gehen. Am Zoll von Usbekistan angelangt wurde das ganze Gepäck aufs Genaueste untersucht und jede kleine Tüte musste ausgepackt werden. Die mitgenommenen Medikamente wurden alle haargenau geprüft und unbekannte im Internet gesucht. Psychopharmaka gelten als Droge oder auch ein stärkeres Schlafmittel und dürfen nicht eingeführt werden. Trotzdem, die Zollbeamten waren sehr, sehr nett und übten bei Gelegenheit die Aussprache unserer komischen Namen :-), oder blätterten interessiert in unseren Reiseführer über Kirgistan.
Noch könnte ich so viel erzählen und berichten, aber ein Buch möchte ich euch doch nicht zumuten. Ich hoffe jedoch einen kleinen Einblick in diese kirgisische Welt gegeben zu haben. Über die Weiterreise in Usbekistan berichte ich später dann. Nun setze ich mich unter den Sonnenschirm und geniesse den Garten.
Übrigens, das waren meine ersten Ferien ganz
ohne Stricknadeln und Wolle................!! Reisen ist eben auch eine Leidenschaft und das Gesehene und Erlebte ist einfach unvergesslich.
____________________________